Walter Maisak, aus einfachen Verhältnissen stammend, zeigte früh künstlerisches Talent. Da er als Vollwaise zwischen zwei Weltkriegen heranwuchs, hatte er einen schwierigen Weg vor sich. Es konnte jedoch seinen Wunschtraum verwirklichen und nach einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart die Laufbahn eines freien Künstlers einschlagen.
Der Krieg setzte dem ein jähes Ende; Maisak wurde zur Wehrmacht eingezogen und geriet nach der Niederlage in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Heimkehr ergriff er einen kaufmännischen Beruf, um für seine Familie sorgen zu können. Er blieb jedoch zeit seines Lebens künstlerisch tätig, auch wenn die Doppelbelastung ihn an die Grenzen seiner Kraft führte.
Am 10. Januar 1912 wurde Walter Maisak im württembergischen Böckingen am Neckar geboren. Das einstige Bauerndorf, in dem sich viele Arbeiter angesiedelt hatten, besaß Stadtrechte, bis 1933 die Eingemeindung in die aufstrebende Industriestadt Heilbronn erfolgte. Der Großvater Karl August Maisak (1851–1936) war Steinhauer, der Vater Karl Maisak (1886–1916) Klavierschreiner. Aus dessen Ehe mit Emma Schaal (1887–1914) ging Walter Maisak als einziges Kind hervor. Durch den tragischen Tod beider Eltern verwaiste er früh.
Die Mutter starb im November 1914 an den Folgen einer Operation. Der Vater, der im ersten Weltkrieg als Meldegänger diente, fiel im September 1916 an der Ostfront in Galizien.
Die Großeltern Karl und Christine Maisak (1847–1939) nahmen das Kind in ihr Böckinger Haus auf, wo die ledige Tante Karoline Maisak (1882–1962) es wie eine Mutter umsorgte und förderte. Mit einem kleinen Schuhgeschäft im Erdgeschoss des Hauses trug sie zum Unterhalt der Familie bei. Zum Haus gehörte ein Baumgarten, in dem Nutzpflanzen angebaut und Enten gehalten wurden.
Nach der Elementarschule besuchte Walter Maisak die Dammrealschule in Heilbronn, die er 1927 mit der Mittleren Reife abschloss. Zeitweise arbeitete er für seinen Onkel Hermann Schiffer, der eine Buchdruckerei besaß und ihm Druckbögen für seine Zeichenübungen überließ. Die Lehrzeit absolvierte Maisak als Schriften- und Dekorationsmaler bei der renommierten Heilbronner Malerfirma Georg Lang. Nach der Arbeit nahm er an den Zeichenkursen teil, die Professor Walther Eberbach an der Heilbronner Volkshochschule gab. Im Winter wurde Figurenzeichnen geübt, im Sommer Skizzieren vor der Natur. Im Wintersemester 1929/30 gelang es Maisak, noch vor der Gesellenprüfung an die Württembergische Staatliche Kunstgewerbeschule in Stuttgart aufgenommen zu werden.
Unter der Direktion von Bernhard Pankok erlebte die Schule eine Blütezeit; der Unterricht war vielseitig und förderte im Sinn des Deutschen Werkbunds das enge Zusammenwirken von Kunst und Handwerk. Maisaks einflussreichster Lehrer war Anton Rochga, der die Abteilung für Flächenkunst und Dekorationsmalerei leitete. Zu seinen Studienfreunden zählte der sozial engagierte Fritz Dähn, später ein erfolgreicher Hochschullehrer und Kulturpolitiker der DDR. Damals bildete Maisak den kritischen Blick auf das Zeitgeschehen aus, der ihn auch später kennzeichnete.
Im Sommersemester 1931 konnte Maisak an die Württembergische Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart überwechseln. Das obligatorische Grundstudium absolvierte er in der Zeichenklasse des Bildhauers Arnold Waldschmidt, der Akt- und Figurenzeichnen lehrte. Im Sommersemester 1932 setzte er das Studium in der Malklasse von Anton Kolig fort und wurde dessen Meisterschüler mit eigenem Atelier. Im Zentrum standen figurative Kompositionen, von denen manche den Einfluss des Schweizer Malers Heinrich Altherr spiegeln. Bei Wettbewerben der Akademie erhielt Maisak mehrfach Auszeichnungen.
Im Sommersemester 1933 war er wegen Krankheit beurlaubt. Nach Hitlers Machtergreifung folgte für die Kunstschaffenden eine äußerst schwierige Zeit, weil alle unter dem Zwang standen, der Reichskulturkammer beizutreten. Andernfalls drohten schwere Repressionen. Da Maisak keine Kämpfernatur war und sein Studium nicht aufs Spiel setzen wollte, verhielt er sich unauffällig und hielt sich von der Politik fern. Er bewegte sich gewissermaßen ‚unter dem Radar‘ und verbrachte seine Freizeit mit Freunden beim Wandern, Ski- und Kanufahren; immer hatte er seine Gitarre dabei. In den 1930er Jahren unternahm er mehrere Kunst- und Studienreisen durch Deutschland, wobei er gezielt die Werke verfemter Künstler anschaute, die er bewunderte. 1936 besuchte er die Biennale in Venedig, im Jahr darauf die Weltausstellung in Paris.
Das Jahr 1937 markiert einen Wendepunkt in Maisaks Leben: An Neujahr lernte er Freya Bechmann kennen, eine sensible, anmutige Schönheit, die ebenfalls ihren Vater im ersten Weltkrieg verloren hatte. Mit ihr sollte er sein weiteres Leben teilen. Im selben Jahr schloss er sein Studium als Meisterschüler der Akademie ab und ließ sich als freier Künstler nieder. Zunächst blieb er in Stuttgart, entschied sich dann aber für Heilbronn und baute neben dem Wohnhaus seiner Familie ein eigenes Atelier. Erste Aufträge für Gemälde, Gebrauchsgraphik und Wandbilder gingen ein, doch das freie Künstlerleben stand im Schatten der NS-Diktatur.
Im April 1940 wurde Maisak zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Grundausbildung in Brünn kam er zur 2. Kompanie des Infanterie-Ersatzbataillons 380, das 1941 als Sicherungstruppe ins besetzte Frankreich nach Saint-Dié-des-Vosges verlegt wurde. Zu seinem Glück hatte er kunstsinnige Vorgesetzte, unter deren Schutz er zeichnen und malen durfte. Im Mai 1942 erfolgte in Heilbronn die Kriegsheirat mit Freya Bechmann. Im Sommer wurde Maisaks Bataillon in Saint-Cloud stationiert; dort erhielt er sieben Wochen Urlaub, um in Paris zu malen.
Der ruhige Dienst abseits der Front endete, als Maisak im Sommer 1943 mit dem Bataillonsstab der 17. Armee in den Osten abkommandiert wurde. Auf der Krim arbeitete er als Zeichner in der Kartenstelle bei der Festungskommandantur in Feodosia, bis die Rote Armee die Wehrmacht zum Rückzug nach Bessarabien zwang. Maisak kam mit seiner Truppe nach Odessa, wo sie im April 1944 vertrieben wurden. Auf der Flucht vor der Roten Armee schlug er sich mit den Resten der 6. Armee nach Ungarn und Tschechien durch. Nachdem ein Luftangriff der Royal Airforce am 4. Dezember 1944 Heilbronn in Schutt und Asche gebombt hatte, erhielt er einen kurzen Heimaturlaub, um bei der Evakuierung seiner Familie zu helfen.
Als die Wehrmacht im Mai 1945 kapitulierte, geriet Maisak bei Beneschau in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde bis 1949 in kasachischen Lagern bei Leninogorsk, Ust-Kamenogorsk und Almaty interniert. Es war eine grauenhafte Zeit unter extremen Bedingungen, die Maisak nur dank seiner künstlerischen Begabung überlebte. Er musste nicht in die Bleibergwerke, sondern konnte im Lager als Anstreicher und Schriftenmaler arbeiten. Später durfte er die Kindergärten der Umgebung mit Märchenbildern ausmalen. Dafür war er zeitlebens dankbar. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er im Oktober 1949 nach Heilbronn zurück.
Mit der Heimkehr nach neun Jahren Krieg und Gefangenschaft ging für Maisak eine Schreckenszeit zu Ende. Sie hinterließ schwere Traumata, die sich unter dem Eindruck des Kalten Kriegs und der atomaren Bedrohung noch verstärkten. Um das Grauen zu verkraften, schuf er eine Folge expressiver Bilder, die in dem Zyklus „Erlebte Visionen“ (1950/53) gipfeln. Zugleich musste er mit seiner Frau Freya und der 1950 geborenen Tochter Petra den Neuanfang in seiner Heimat wagen.
Um eine bürgerliche Existenz aufzubauen, arbeitete er mit seiner Frau im Heilbronner Tapetengeschäft der Schwiegereltern Paul und Else Haas. Aber er entwarf auch Gebrauchsgraphik und erhielt beim Wiederaufbau der Nachkriegszeit Aufträge für Kunst am Bau an öffentlichen und privaten Gebäuden. Von nun an beteiligte er sich als Mitglied an den Ausstellungen des Heilbronner Künstlerbunds. Er war auch Mitglied des 1956 neu gegründeten Heilbronner Kunstvereins sowie des Württembergischen Kunstvereins. Mit Freunden unternahm er kleine Reisen in Deutschland, in den Dolomiten und nach Venedig.
Die 1960er Jahre waren eine Phase der Konsolidierung, in der Maisak zahlreiche Aufträge für Kunst am Bau in Heilbronn und der Region ausführte. Er experimentierte mit unterschiedlichen Techniken und entwarf neben Wandbildern, Mosaiken und Eisenplastiken auch Glasfenster. 1962 richtete ihm der Heilbronner Kunstverein zum 50. Geburtstag die erste Retrospektive ein, was seiner malerischen Arbeit neuen Auftrieb verlieh. Neben figurativen Kompositionen befasste er sich vor allem mit Landschaftsmotiven. Damals setzte eine verstärkte Reflexion seines künstlerischen Schaffens ein. Maisak hob seine starke Affinität zur gegenständlichen Kunst hervor und bekannte, frühe Versuche der Abstraktion seien ein „Zwischenspiel ohne Echo im künstlerischen Empfinden“ geblieben. Damit wandte er sich entschieden gegen die vorherrschende Dominanz der Abstraktion – im Wissen, dass er sich damit selbst ins Abseits stellte.
Ab 1963 hielt Maisak sich öfters auf der Schwäbischen Alb auf, um zusammen mit seinem Künstlerfreund Wilhelm Wendel zu malen. 1966 fuhr er mit Wendel zum ersten Mal nach Südfrankreich. Das Erlebnis der mediterranen Welt in der Provence und Camargue verlieh seiner Landschaftsmalerei starke Impulse. Er unternahm auch Kunstreisen in Süddeutschland; zu Fahrten nach Franken, in den Schwarzwald, an den Bodensee und nach München nahm er seine Tochter Petra mit. Gemeinsame Wanderungen und Ausstellungsbesuche mit ihr und seiner Frau Freya gehörten zum Familienleben.
Für Maisak standen die frühen 1970er Jahre im Zeichen einer persönlichen Krise. Krankheit und Erschöpfung waren das Resultat einer langjährigen Überforderung: Tagsüber die Tätigkeit im Tapetengeschäft der Familie, das inzwischen unter seiner Leitung stand, abends bis spät in die Nacht die künstlerische Arbeit. Bei vielen Wandbild-Projekten musste er selbst handwerklichen Einsatz leisten. Die ständig von Gewalt und Krisen durchzogene Weltlage bestärkte seine resignative Haltung. Unter diesem Eindruck beendete er 1970 das Gemälde „Homo sapiens“, das die jäh aufbrechende Bereitschaft zur Aggression als menschlichen Urinstinkt visualisiert.
Doch es gab auch Lichtblicke wie die Retrospektive zum 60. Geburtstag im Historischen Museum Heilbronn oder die Kunst- und Studienreisen, die ihn unter anderem nach Südfrankreich (1971), Paris (1972), Italien (1976), Skandinavien (1977), Irland (1978) und Burgund (1979) führten. In den 1970er Jahren nahm Maisak großen Anteil am kunsthistorischen Studium seiner Tochter Petra. Das Fach Kunstgeschichte hatte er schon an der Akademie belegt und seine Kenntnisse im Lauf der Zeit vertieft. Er baute eine umfangreiche Kunstbibliothek auf, deren Schwerpunkt im Bereich der klassischen Moderne lag.
Mit fortschreitendem Alter wuchs Maisaks Neigung zur Melancholie. Angewidert von der nie endenden globalen Gewalt und der rücksichtslosen Zerstörung der Natur wandte er sich zu Beginn der 1980er Jahre intensiv dem Thema Landschaft zu. Schon früher hatte er den Motiven Baum und Wald große Aufmerksamkeit geschenkt, nun baute er sie zu einer eigenen Werkgruppe aus. Aus diesem Bestand gestaltete er die mit literarischen Texten verwobene Ausstellung „Baumlandschaften“, die er zwischen 1985 und 1987 in Kassel, Heilbronn und Bietigheim zeigen konnte.
1992 richteten die Städtischen Museen Heilbronn zum 80. Geburtstag die umfassende Retrospektive „Walter Maisak. Der stille Chronist“ aus. Danach entstanden nur noch wenige Werke. 1999 wurde der Künstler mit der „Goldenen Münze der Stadt Heilbronn“ für „besondere Verdienste im Bereich des kulturellen Lebens“ geehrt.
Am 10. Januar 2002 starb Walter Maisak an seinem 90. Geburtstag nach schwerer Krankheit in Heilbronn.