In der Natur fand der Künstler von Jugend an einen Erlebnisraum, in den er eintauchen, den er mit allen Sinnen wahrnehmen konnte. Unter diesem Eindruck schuf er malerische Impressionen und atmosphärische Stimmungslandschaften, aber auch dokumentarische Ansichten sowie formal stilisierte Bilder der Natur. Eine wichtige Rolle spielte das Motiv der Bäume zu allen Jahreszeiten.
Die Landschaftsmalerei bildete für Walter Maisak das natürliche Gegengewicht zum figurativen Schaffen. Zeitlebens suchte er den Ausgleich in der Natur, um Leben und Kunst in Balance zu halten. In einer dörflichen Umgebung aufgewachsen, war die intensive Beziehung zur Landschaft für ihn selbstverständlich. Er war ein begeisterter Wanderer und besaß das besondere Gespür für die Eigenheiten der Landschaft und ihre wechselnden Stimmungen. Zunächst stand die schwäbische Heimat im Vordergrund, die Landschaft am Neckar mit ihren Dörfern, Auen und Weinbergen. Auf Reisen kamen neue Eindrücke hinzu, von der rauen Schwäbischen Alb bis hin zu den lichtdurchfluteten Regionen der Provence und Camargue. Architekturmotive setzen charakteristische Akzente, besondere Lichtstimmungen verzaubern die Landschaft.
1940 wird Walter Maisak – kaum dass er sich als freier Künstler niedergelassen hat – zur Wehrmacht einberufen und muss bis zur Kapitulation 1945 als Soldat Wehrdienst leisten. Die künstlerische Auseinandersetzung mit den Schrecken des Kriegs beginnt erst nach dessen Ende; im Feld geht es ums reine Überleben. Er bleibt zwar vom Schlimmsten verschont, weil seine künstlerische Arbeit von wohlgesinnten Vorgesetzten geschätzt wird. Welches Grauen die Wehrmacht und ihre Gegner angerichtet haben, erfüllt ihn aber mit Entsetzen. Um nicht zu verzweifeln, sucht er einen Rettungsanker und findet ihn in der Landschaftsmalerei.
„Baumbilder“ faszinieren Walter Maisak von jeher; in dieser Werkgruppe findet seine Naturverbundenheit den stärksten Ausdruck. „In meiner Kindheit habe ich unter Bäumen gelebt, unter Bäumen bin ich aufgewachsen“, begründet er seine Vorliebe. „Wenn wir den Baum als verwandtes Wesen betrachten, als unser Gegenüber […], kann er uns vieles über die Natur und ihre Gesetze aufzeigen, und damit auch über uns selbst. Er ist demselben unabänderlichen Kreislauf von Werden und Vergehen unterworfen wie der Mensch; doch dieser Kreislauf vollzieht sich hier bildhaft deutlich mit dem Wechsel der Jahreszeiten in ihrem steten Rhythmus von Blühen, Reifen und Sterben. In seinem Anschauen lehrt uns der Baum, Anfang und Ende des Lebens zu verstehen. Und wenn wir den Tod erkannt haben, so lehrt er uns, jedes Leben als Leben zu achten. Unversehens wird das Baumbild zum Sinnbild für Leben und Tod.“